Jochen Rathmann's Bücher

Donnerstag, 29. September 2016

KAUM WORTE zu „Die Toten“ von Christian Kracht

Das erste Kapitel von Christian Krachts „Die Toten“ ist nun wirklich mehr als nur ein geschickt gesetzter Eisbrecher. Vor einer laufenden Kamera nimmt sich ein japanischer Offizier in seiner Wohnung in Tokio das Leben. Da die Handlung des Romans weit vor unserer Gegenwart angesiedelt ist, und Alan Turing sich zu diesem Zeitpunkt vermutlich erst einmal einige Notizen bzgl. dieses Horrorapparates gemacht hat, wird der Film nicht ins Internet gestellt und zu einem Anti-viralen Hit, sondern entwickelt und auf Reise geschickt.

Und dann tauchen wir ein, in teils vertraute und fremde Welten. Kracht beschreibt alles mit einer unvergleichlichen Tiefe, was vor allem daran liegt, dass die einzelnen Kapitel sehr kurz sind. Vielmehr Szenen, in denen er alles andere ausblendet und sich immer nur auf einen einzelnen Gegenstand bzw. Zustand konzentriert. Dabei treten reale Figuren und historisch gefärbte Momente der Vergangenheit ins Rampenlicht, die er, wie ein Marionettenspieler seine Puppen, fest unter Kontrolle hat und sich einen Spaß daraus macht, sie nach eigenem empfinden handeln oder stattfinden zu lassen.

Wie ein Geist schwebt man unaufgeregt durch die Lektüre und ist zu schnell an einem Punkt angekommen, an dem man nur noch zurückblicken kann.


Montag, 26. September 2016

sieben

Sind Sie schwerhörig?“, wollte Jacob Marley wissen, als er auf dem Weg nach Hause war und an der Garage seines Nachbarn vorbeikam.
Dieser war mit irgendeiner Belanglosigkeit beschäftigt und schaute Marley nur etwas infantil und verdutzt an.
Na, weil ihr Radio so laut ist!“, schrie Marley ihn an.
Jetzt schien es der Mann von nebenan verstanden zu haben und zog nun leicht erregt die Schultern in die Höhe und schnalzte unwissend mit der Zunge.
Also sind sie nur ein Arschloch“, sagte Marley und zog von dannen.



Donnerstag, 22. September 2016

Mein Soundtrack dieser Tage #1


DIANA ROSS – Do You Know Where You're Going To
THE DREAM ACADEMY – Please, Please Please Let Me Get What I Want
SWEDISH HOUSE MAFIA – Don't You Worry Child
ALAN WALKER – Faded (Dash Berlin Remix)
THE STRUMBELLAS – Spirits
ELTON JOHN – Rocket Man
JAN BÖHMERMANN – Baby Got Laugengebäck
NEEDTOBREATHE – The Heart
TOM PETTY AND THE HEARTBREAKERS – American Girl
ANSEL ELGORT – Home
KATE NASH – Good Summer
THE LUMINEERS – Flowers In Your Hair
GARY GO – The Beginning

Dienstag, 20. September 2016

Ep X Ep / Revenge / Staffel 4 / Episode 23 / Ende

Natürlich ist das immer so eine Sache. Wie gelingt das perfekte Serienende? Kann man eine bestimmte Serie überhaupt den ganz eigenen, persönlichen Abschluss finden lassen? Im Fall von „Revenge“ wäre das tatsächlich möglich gewesen. Eine Serie, die drei Jahre lang überaus unterhaltsam war und sich in der vierten und letzten Staffel dazu entschieden hat, einen äußerst merkwürdigen Weg einzuschlagen. Aber selbst dann wäre es noch im Bereich des Möglichen gewesen, ein glückliches Ende geschehen zu lassen.
Aber – und hier fangen die üblichen und in diesem Fall leider nicht zu vermeidenden Spoilerwarnungen an – den einzig Wahren, the one and only, David Clarke, um den es in jeder Sekunde der Serie ging, der von den Toten auferstanden ist, dessen Reinwaschung mehrere Menschen ihr ganzes Leben gewidmet haben, wenige Sekunden vor Schluss, an einer für die Sendung absolut irrelevanten Krankheit sterben zu lassen, ja das, meine Damen und Herren, ist der absolute Hohn und neutralisiert nachträglich die Bedeutung der Serie.

Donnerstag, 15. September 2016

The Invitation FILMKRITIK

(2015, Karyn Kusama)

Irgendwo in den Hollywood Hills. In einem schicken Haus. Ein Treffen von Freunden, die sich seit langer Zeit nicht mehr gesehen haben. Im Mittelpunkt ein getrenntes Paar, die beide neue Lebenspartner dabei haben. Eigentlich sollte man nur froh sein, mal wieder einen gemeinsamen Abend zusammen zu verbringen. Doch irgendwie ist alles seltsam. Merkwürdig.
Das empfindet zumindest die Hauptfigur Will, und damit ist er nicht alleine. Sicherlich, für die Figuren im Film ist er derjenige, der sich etwas eigenartig verhält. Doch wir als Zuschauer sind an seiner Seite und wissen sofort, dass dieser Abend tatsächlich ein finsteres Geheimnis birgt.
Die Stärke des Films ist es, dass wir jederzeit genauso viel wissen wie die Hauptfigur. Seine Zweifel sind unsere Zweifel. Sein Verdacht ist unser Verdacht. Und wenn er glaubt, dass er das Problem hat und nicht die Menschen um ihn herum, glauben auch wir, dass wir das Problem haben und nicht die Gäste dieser Dinnerparty. Und die letzten fünfzehn Minuten von „The Invitation“, die so ganz anders sind als die ersten anderthalb Stunden, sind da in gewisser Weise eine Genugtuung. Ein Filmerlebnis, wie man es nur noch selten finden kann.


Dienstag, 13. September 2016

Mother, May I Sleep with Danger? FILMKRITIK

(2016, Melanie Aitkenhead)

James Franco liebt bekanntermaßen die künstlerische Freiheit und Vielfalt. So wundert es nicht, dass irgendwo auf seiner Bucket-List auch ein traditioneller Lifetime-Fernsehfilm stehen musste.
Leider enttäuscht der Film über weite Strecken, obwohl er einige interessante Aspekte bietet. Doch die schauspielerische Leistung insgesamt fällt eher mager aus. Da kann auch Franco nicht helfen, der selbst in drei oder vier Szenen auftaucht, die er ganz offensichtlich an einem Vormittag schnell hintereinander abgedreht hat.
Doch die größte Peitsche für jeden geneigten Zuschauer ist der nervtötende Soundtrack. Aggressive Gitarrenmusik, viel zu laut abgemischt, die gefühlt 79 der 80 Minuten Filmlaufzeit im Hinter- bzw. Vordergrund den Betrachter auf eine harte Probe stellt.


Donnerstag, 8. September 2016