Jochen Rathmann's Bücher

Freitag, 24. Februar 2017

filmKritic ausgabe 02 mit Fences, Hacksaw Ridge und Jackie

FENCES basiert auf dem gleichnamigen Drama von August Wilson, der auch die Filmadaption vor seinem Tod im Jahr 2005 verfasste. Entsprechend dialoglastig und locationgebunden sieht es der äußere Rahmen vor. Auch wenn Denzel Washington zwischen den Szenen Verbindungsstücke einbauen kann, wo das Theater an seine Grenzen stoßen würde, zeugt die Inszenierung von einer großen Intelligenz. Washington kennt den Stoff und weiß um seine Stärke. Vor sieben Jahre hatte er ihn schon zusammen mit Viola Davis am Broadway gespielt und kennt die Dynamik, die beide aufbringen können, weswegen er mit dem Hinterhof und zwei, drei Räumen im Haus ausreichend Bühne hat, wo sich nicht nur die beiden Hauptdarsteller austoben können. 140 unaufgeregte, dialogreiche Minuten, die keine Sekunde langweilen. Auch so geht großes Kino.
 
HACKSAW RIDGE hat eine Seele. Eine Seele, die von einem großartigen Cast getragen wird. Doch vor allem von Andrew Garfield. Regisseur Mel Gibson hat eine ganz eigene Art, den Stoff aufregend und brutal zu inszenieren, dabei eine Harmonie zu komponieren. Es ist auch kein Film, der ausschließlich im Kriegsgeschehen spielt. In der ersten Hälfte wird der lange Kampf eines Mannes geschildert, der für seine Prinzipien einsteht, egal was es ihn kostet. Er bleibt sich treu, zieht mit guten Absichten in den Krieg und ist am Ende ein gefeierter Held. Dabei verzichtet Gibson bewusst auf übertriebenen Patriotismus, sondern erzählt eine rohe und schroffe Geschichte klar und schnörkellos.

Der Film JACKIE macht wütend, weil er zu keiner Sekunde versucht, ehrlich und aufrichtig eine Geschichte zu erzählen. Der Film JACKIE macht wütend, weil ich das erste Mal einen Greta Gerwig-Film sehe, in dem mich Greta Gerwig nervt. Statt das Potential der Beteiligten vor und hinter der Kamera zu nutzen, gibt es hier den Versuch zu sehen, im Stile einer Sketch Show, historisch ausgiebig dokumentierte Ereignisse lieblos nachzustellen. Man hat als Zuschauer kein gutes Gefühl, der Regisseur bedient einen ekelerregenden Voyeurismus, um den man ihn nicht gebeten hat. Man hat sich hier bewusst die dunkelste Phase im Leben der Jackie Kennedy ausgesucht, weil man den traurigsten Film von allen machen wollte. So als nehme ein Songwriter seine Gitarre zur Hand und sagt: Jetzt schreibe ich das traurigste Lied aller Zeiten. Wird niemals funktionieren. Genauso wenig wie der Film JACKIE.





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